Westfälischer Anzeiger, Artikel vom 05. Oktober 2006
Alarm per Mobiltelefon
Pilotprojekt Zusatzalarmierung über Handy läuft mit Erfolg bei der Feuerwehr Zahl der anwesenden Helfer wird sofort bei der Leitstelle angezeigt

Foto: von links Dieter Dettmer, stellvertretender Leiter der Feuerwehr, Wolfgang Lantien, stellvertretender Leiter der Feuerwehr, Stadtbrandmeister Dietmar Luft und Diplom-Ingenieur Frank Konrad. Im Vordergrund links ein normales Mobiltelefon, rechts der bekannte Funkmelder. · Foto: Klammer
BERGKAMEN · Nicht nur der durchdringende Ton des Funkmelders ruft die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Bergkamen zum Einsatz. Neuerdings klingelt zusätzlich und zeitgleich auch noch das Handy bei allen Wehrleuten.

In einem Pilotprojekt erprobt die Freiwillige Feuerwehr Bergkamen mit Unterstützung der Feuerwehr-Leitstelle beim Kreis Unna seit dem 21. August diese neue Art der Alarmierung von Einsatzkräften. Dabei geht es allerdings nicht einfach nur um eine ergänzende Alarmie-rung über die Mobiltelefone. Bei diesem neuen System kann die Leitstelle zeitgleich alle Mobiltelefone der Wehrleute der zuständigen Feuerwehr ansprechen. Mittels Rückmeldung der einzelnen Einsatzkräfte durch Annahme des Anrufs und schnelle Betätigung einer einzigen Taste werden der Leitstelle automatisch präzise Informationen übermittelt, welches Wehrmitglied der alarmierten Löschgruppe mit welcher Qualifikation in welcher Zeit am Gerätehaus eintrifft.

Fünf Nummern für die Rückmeldung stehen zur Verfügung: Die Eins steht für Eintreffen binnen drei Minuten, Zwei in sechs Minuten und Drei- in zwölf Minuten. Die Vier steht für das Eintreffen zu einem späteren Zeitpunkt, drückt der Angerufene die 0 kann er nicht am Einsatz teilnehmen.

Den Rufnummern der Mobiltelefone sind die Qualifikationen der Wehrleute, beispielsweise Drehleiter, Fahrer, Atemschutzgeräteträger oder ähnliches fest zugeordnet. Etwa 75 Sekunden stehen den Angerufenen für die Annahme des Telefonanrufs und die Betätigung der entsprechenden Taste zur Verfügung, eine Sprachinformation erfolgt dabei nicht. Spätestens nach diesen 75 Sekunden liegen dann in der Feuerwehr Leitstelle genaueste Informationen vor, welche Einsatzkräfte, wann am entsprechenden Gerätehaus zur Verfügung stehen. Die Daten fließen automatisch in eine Liste ein.

Diese Rückmeldelisten gehen von der Leitstelle - wie auch bislang schon üblich die Information der Alarmierung über die Funkmelder - sofort per Fax an die entsprechende Löschgruppe, deren Einsatzleiter und auch an den Funkleitwagen am Einsatzort.

Die Einsatzleiter können dadurch wesentlich einfacher ihre Einsätze planen, da sie genau wissen, welche Qualifikationen in welcher Anzahl zu einem genau definierten Zeitpunkt am Gerätehaus eintreffen. Die ersten Fahrzeuge können so eher zum Einsatzort abrücken, da ja auch bekannt ist, welche Einsatzkräfte in definierter Zeit nachrücken.

Bei der Alarmierung nur über den Funkmelder ist eine derart genaue Planung mangels Rückmeldung nicht möglich. Mit der neuen Technik und der nötigen Routine wäre theoretisch sogar eine Verkürzung der vorgegebenen Schutzzieldefinition von acht Minuten (Zeit von der Alarmierung der Leitstelle bis zum Eintreffen der Kräfte am Einsatzort) denkbar.

Es bestehen keine Reichweitenprobleme

Ein weiterer Vorteil der Alarmierung per Mobiltelefon: Es bestehen keine Reichweitenprobleme. Anders als bei den Funkmeldern, die von einem Funkmast in Schwerte ihre Signale erhalten. Natürlich kann die neue Technik auch die Urlaubsplanung der Wehrleute berücksichtigen. Die Mitglieder der Jugendwehr und Anwärter in der Ausbildung sind nicht mit in die Alarmierung über Mobiltelefon eingebunden.

Entwickelt wurde das System von Diplom Ingenieur Frank Konrad. Kreis-Brandmeister Ulrich Peuckmann vermittelte den Kontakt zur Freiwilligen Feuerwehr Bergkamen. Konrad ist selbst aktives Mitglied der Feuerwehr Wetter/Ruhr, daher bestens mit den Problemen vertraut. Die Stadt Bergkamen steht der neuen Technik sehr aufgeschlossen gegenüber, aber auch andere Städte und Feuerwehren zeigen bereits Interesse an dem System.

Bislang entstanden der Stadt Bergkamen keine zusätzlichen Kosten, da es sich um ein Pilotprojekt handelt. Sollte die Technik eingeführt werden belaufen sich die Betriebskosten je nach Anzahl der Einsätze auf etwa 3000 Euro im Jahr. Sicherlich gut angelegtes Geld. "In den bislang etwa 25 Eisätzen mit zusätzlicher Alarmierung und Rückmeldung über Handy hat sich das neue System hervorragend bewährt", meinte auch Stadtbrandmeister Dietmar Luft. Da die Eingabebefehle auf das Nötigste reduziert sind, kommt es nicht zu Fehlbedienungen. Lufts besonderer Dank gilt aber auch den Mitarbeitern in der Feuerwehr Leitstelle in Unna, für ihre Hilfe und Unterstützung in der Erprobungsphase. · jk